Überteuerte Transaktionen, überfüllte Blöcke, Stau im Mempool: Bitcoin-Ordinals sind Gegenstand hitziger Debatten. Richtig so?
Ordinalzahlen – kein Thema ist in der Bitcoin-Blase umstrittener. Der Hype um NFTs und BRC-20-Token überraschte das Netzwerk: Transaktionen erreichten Rekorde, Blöcke waren überfüllt, Gebühren stiegen. Eine Kettenreaktion, wie sie bereits beim NFT-Boom 2021 bei Ethereum zu beobachten war. Doch der Trend rund um die „Blockchain-Inschriften“ zeigt auch seine positiven Seiten: Miner machen Renditen, die Anwendungsvielfalt auf der Blockchain hat sich erweitert, ein Wachstumsschub für das Bitcoin-Ökosystem. Die Community ist gespalten, doch Ordnungszahlen scheinen für das Netzwerk weniger ein Problem darzustellen als zunächst befürchtet.
Bitcoin-Ordnungszahlen erreichen Rekordhoch
Seit einigen Monaten gelangen über das Ordinals-Protokoll auch Daten wie Texte, Bilder, Audiodateien oder Videos in die Bitcoin-Blockchain. Das Hinzufügen solcher Daten zu einem Satoshi, der kleinsten Bitcoin-Recheneinheit, nennt man Inschrift. Ordinals sind zwar keine Token wie NFTs oder Ethereum ERC-20-Token, können aber für ähnliche Dinge verwendet werden. Und sie sind schnell zu einem eigenen Renner geworden. Rund zehn Millionen Ordinals sind laut Dune mittlerweile auf der Bitcoin-Blockchain verewigt.
Ein lukratives Geschäft, vor allem für Miner. Allein für Ordinalzahlen wurden 44 Millionen US-Dollar an Gebühren gezahlt. Nach der Pleitewelle im Mining-Sektor haben „Bitcoin NFTs“ die Gewinnmarge wieder eingefahren. Allerdings wurde der Hype mit horrenden Gebühren teuer erkauft. Anfang Mai stiegen die durchschnittlichen Kosten für eine Bitcoin-Überweisung auf 30 US-Dollar. Die Verlierer dieses Trends schienen recht klar: die Nutzer. Netzwerk und Blockgröße stießen an ihre Grenzen, unbestätigte Transaktionen stapelten sich im Mempool. Und schnell entbrannte ein Streit über Sinn und Unsinn von NFTs auf der Bitcoin-Blockchain.
Viel Aufregung umsonst?
Rückblickend erscheint der Bitcoin-Kulturkampf übertrieben. Die Anzahl der täglich in die Blockchain geschriebenen Ordinalzahlen nimmt ab, Transaktionen aus dem Mempool werden verarbeitet und die Gebühren sind mittlerweile auf drei Dollar gesunken.
Nach dem anfänglichen FOMO-Aufruhr geht der Ordinals-Markt ins Tagesgeschäft über. Dass das Bitcoin-Netzwerk weiterhin als Anlaufstelle für NFTs dienen wird, die Gebühren also hin und wieder aus dem Ruder laufen können, daran werden sich Ordinals-Kritiker wohl gewöhnen müssen.
Mittlerweile ist Bitcoin nach Ethereum das zweitgrößte Netzwerk für NFTs, noch vor Solana oder Polygon. Blockchain-Brücken wie Bitcoin Miladys sollen NFT-Synergien zwischen den Blockchains schaffen, nach der Durststrecke der letzten Monate könnte dem Markt ein zweiter Frühling bevorstehen. Das Beispiel Ethereum zeigt aber auch, dass die durch Ordinalzahlen verschärften Probleme Lösungen hervorbringen können. Auch auf Ethereum stiegen die Gebühren während der NFT-Hype-Welle drastisch an – und fielen wieder. Die Skalierungsprobleme wurden größtenteils durch Second-Layer-Lösungen in Angriff genommen. Das Lightning-Netzwerk hat daher zuletzt viele Argumente gesammelt, dass Skalierungslösungen letztlich vom Ordinalzahlen-Trend profitieren und zu einer insgesamt besseren User Experience beitragen könnten – Not macht erfinderisch.