Von den vielen rechtlichen Herausforderungen, mit denen die Kryptoindustrie konfrontiert ist, könnten die Tornado Cash-Fälle die schwerwiegendsten von allen sein.

Viele Krypto-Experten sagen, es stehe nichts Geringeres als die Zukunft der technischen Entwicklung und der Privatsphäre auf dem Spiel.

Am Dienstag findet der erste Test in einem Gerichtssaal in der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch statt. Dort wird Alexey Pertsev, 31, ein Entwickler beim Krypto-Mixer, gehört, ob er für schuldig befunden wurde, 1,2 Milliarden Dollar an illegalen Geldern gewaschen zu haben.

'Abschreckende Wirkung'

Sollte er für schuldig befunden werden, erwarten Experten einen „abschreckenden Effekt“ auf die globale Open-Source-Community. Entwickler könnten Angst davor haben, Code zu schreiben, der missbraucht wird, und die Investitionen könnten zurückgehen.

Sollte Pertsev freigesprochen werden, hätten die Richter seine Erklärung akzeptiert, dass die Technologie, die das Herzstück von Tornado Cash bildet – Smart Contracts – rechtmäßig und unabhängig von menschlichem Eingreifen funktioniere.

Noch gravierender ist, dass die Betreiber solcher Plattformen nicht dafür verantwortlich gemacht werden können, wer diese Technologie nutzt.

Hier ist die Zeitleiste der Ereignisse, die zu diesem wichtigen Moment geführt haben:

2019

  • 6. August: Tornado Cash geht live, um es Benutzern zu ermöglichen, „die Kryptowährung Ethereum mit 100 % Anonymität zu senden.“

  • 13. September: Das US-amerikanische Office of Foreign Assets Control (OFAC) verhängt Sanktionen gegen nordkoreanische Cybergruppen, darunter die Lazarus Group. Die Behörden stellen den Missbrauch von Krypto-Tools und das Hacken von Krypto-Börsen fest.

2020

  • 13. Mai: Tornado Cash schließt seine sogenannte Trusted Set-up-Zeremonie ab, einen Prozess zur Dezentralisierung und Erhöhung der Sicherheit des Protokolls.

  • 4. Juni: Die Entwickler von Tornado Cash stellen ein optionales Compliance-Tool bereit, mit dem Benutzer bei Bedarf ihre Transaktionsverläufe offenlegen können.

  • 25. September: Hacker stehlen Kryptowährungen im Wert von 275 Millionen US-Dollar von der KuCoin-Börse. Dies ist einer der größten Hacks, den niederländische Staatsanwälte mit Tornado Cash in Verbindung bringen.

2022

  • 23. März: Axie Infinity Ronin Bridge verliert durch einen Hack rund 625 Millionen US-Dollar. Dies ist einer der größten Krypto-Hacks aller Zeiten, und die größten Staatsanwälte sagen, Kriminelle hätten das Geld über Tornado Cash gewaschen.

  • 6. Mai: Das OFAC genehmigt seinen ersten virtuellen Währungsmixer Blender, der von nordkoreanischen Cyberkriminellengruppen verwendet wird.

  • 24. Juni: Die Lazarus Group hackt die Harmony Horizon Bridge, über die gestohlene Kryptowährungen im Wert von fast 100 Millionen US-Dollar über Tornado Cash flossen. Dies ist laut niederländischen Staatsanwälten ein weiterer großer Hack, bei dem Tornado Cash zur Geldwäsche verwendet wurde.

  • 8. August: Das OFAC verhängt Sanktionen gegen Tornado Cash wegen der Verwendung des Geldes zum Waschen von 7 Milliarden US-Dollar Schwarzgeld.

  • 10. August: Alexey Pertsev wird in den Niederlanden festgenommen und ohne öffentliche Anklage inhaftiert.

  • 12. Oktober: Coin Center verklagt OFAC wegen seiner Tornado Cash-Sanktionen.

  • 22. November: Die niederländische Staatsanwaltschaft gibt in einer Gerichtsverhandlung erstmals die Anklage bekannt.

2023

  • 20. April: Pertsev wird bis zur Verhandlung aus dem Gefängnis entlassen.

  • 23. August: Das US-Justizministerium klagt den Tornado Cash-Entwickler Roman Storm an und verhängt Sanktionen gegen den Entwickler Roman Semenov.

2024

  • 25. - 26. März: Pertsev wird an zwei Tagen in der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch vor Gericht gestellt.

  • 5. April: US-Handelsverbände reichen beim Gericht Schriftsätze zur Verteidigung von Roman Storm ein und gehen auf alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein.

  • 14. Mai: Richter in den Niederlanden fällen ein Urteil im Fall Pertsev.

  • 23. September: Der Prozess gegen Roman Storm soll in den USA beginnen.

Inbar Preiss ist der Brüsseler Korrespondent von DL News. Sie erreichen den Autor unter inbar@dlnews.com.