Am 18. April zeigten Bitcoin (BTC)-Futures-Kontrakte eine erhebliche Nachfrage nach Short-Positionen (Verkaufspositionen), was Spekulationen über eine weitere rückläufige Dynamik auslöste. Dieser Trend wurde durch den Mangel an Zuflüssen in Spot-Bitcoin-ETFs und die Erwartung steigender Zinsen in den USA beeinflusst, was alles zu einer negativen Marktstimmung beitrug.

Bitcoin-Finanzierungsrate dreht nach 6 Monaten in den Abwärtstrend

Privatanleger bevorzugen häufig Perpetual Futures, eine Art Derivat, das die Preisbewegungen der regulären Spotmärkte genau widerspiegelt. Um eine ausgewogene Risikobelastung aufrechtzuerhalten, erheben die Börsen alle acht Stunden eine Gebühr, den sogenannten Finanzierungssatz.

Dieser Zinssatz wird positiv, wenn Käufer (Longs) mehr Hebelwirkung verlangen, und negativ, wenn Verkäufer (Shorts) zusätzliche Hebelwirkung wünschen. Normalerweise liegt ein neutraler Finanzierungszinssatz bei etwa 0,025 pro 8-Stunden-Zeitraum oder 0,5 % wöchentlich. Umgekehrt werden negative Finanzierungszinssätze, obwohl sie selten sind, als äußerst pessimistische Indikatoren angesehen.

8-Stunden-Finanzierungssatz für unbefristete Bitcoin-Futures. Quelle: Laevitas.ch

Der BTC-Finanzierungssatz fiel am 15. April und erneut am 18. April deutlich ins Negative und erreichte damit den niedrigsten Stand seit über sechs Monaten, was auf eine geringere Nachfrage nach Long-Positionen hindeutet. Diese Veränderung der Marktstimmung wird typischerweise nach erheblichen Preisbewegungen deutlich, wie der Rückgang des Bitcoin-Preises um 13,5 % zwischen dem 12. und 18. April zeigt.

Die Marktdynamik zeigt oft, dass die stärksten Auswirkungen auftreten, wenn das Vertrauen der Bären zunimmt. Einige Analysten interpretieren beispielsweise die Doppeltop-Formation bei 72.000 USD als Zeichen dafür, dass der Abwärtstrend bis Juni anhalten könnte.

Quelle: CyclesFan

Aus einer breiteren wirtschaftlichen Perspektive haben die jüngsten US-Daten, die eine stärker als erwartete Inflation und robuste Einzelhandelsumsätze zeigen, die Risikoaversion der Anleger verringert. Der Verbraucherpreisindex stieg im März jährlich um 3,8 Prozent und lag damit deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der Fed. Auch die Einzelhandelsumsätze stiegen im Jahresvergleich um 0,7 Prozent.

Eine florierende Wirtschaft verringert die Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve die Zinsen senkt, was tendenziell festverzinsliche Anlagen begünstigt. Wie Reuters hervorhebt, hat ein starker Arbeitsmarkt die Verbraucherausgaben trotz der Sorgen über finanzielle Belastungen bei Haushalten mit niedrigem Einkommen gestützt.

Bitcoin-Spot-ETF-Ströme bestimmen die Marktstimmung

Farside Investors berichtet, dass es am 17. April zu einem Nettoabfluss von 165 Millionen Dollar aus Spot-Bitcoin-ETFs kam, was den vierten Tag in Folge mit Abflüssen darstellt. Dies stellt einen starken Kontrast zu Anfang April dar, als diese ETFs trotz anhaltender Abflüsse aus dem Grayscale GBTC-Fonds 484 Millionen Dollar anzogen.

Daten deuten darauf hin, dass Bitcoin-Bullen nach einer Phase erhöhten Optimismus möglicherweise von der Hebelwirkung Abstand genommen haben. Im März 2024 gab es sieben Fälle, in denen die Finanzierungsrate 1,2 % pro Woche überstieg. Dies führte zu Tagen extremer Volatilität, die zu erheblichen Liquidationen innerhalb von 48 Stunden führten: 300 Millionen Dollar am 5. März, 261 Millionen Dollar am 16. März und 225 Millionen Dollar am 19. März.

Diese Volatilität hat offensichtlich die Moral der Bullen beeinträchtigt, insbesondere da der Bitcoin-Preis im März um 12,3 % gestiegen ist. Obwohl sie die Preisbewegung richtig vorhergesagt hatten, erschöpften die starken Preisschwankungen ihre Margin-Einlagen und führten zu Zwangsliquidationen.

Um ein tieferes Verständnis für die Marktstimmung zu bekommen, wird Händlern empfohlen, auch die Bitcoin-Optionsmärkte zu beobachten, wo eine wachsende Nachfrage nach Put- (Verkaufs-)Optionen typischerweise einen Fokus auf neutrale bis pessimistische Preisstrategien signalisiert.

Verhältnis von Put-to-Call-Volumen bei Bitcoin-Optionen bei Deribit. Quelle: Laevitas.ch

Aktuelle Daten zeigen, dass die Nachfrage nach Call-Optionen (Kaufoptionen) die Nachfrage nach Put-Optionen (Verkaufsoptionen) in der vergangenen Woche um 35 % übertroffen hat. Im Wesentlichen gibt es derzeit auf den Bitcoin-Futures- und Optionsmärkten keine Hinweise auf eine bevorstehende Preiskorrektur oder eine Verschlechterung der Bedingungen. Wenn überhaupt, bestätigen die Daten, dass der kurze Rückgang unter 60.000 USD am 17. April nicht ausreichte, um eine langfristige pessimistische Stimmung zu fördern.

Dieser Artikel enthält keine Anlageberatung oder -empfehlung. Jede Anlage- und Handelsentscheidung birgt Risiken, und die Leser sollten bei ihrer Entscheidungsfindung ihre eigenen Recherchen durchführen.