Die Explosion generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) bringt viele Chancen mit sich, birgt aber auch beispiellose Risiken für die Medien-, Film-, Fernseh- und Unterhaltungsbranche.

Das Aufkommen dieser automatisierten Content-Generierungstechnologie stellt Medienversicherungsfachleute vor eine schwierige Frage: Werden sie Ansprüche für Inhalte abdecken, die mit generativer KI erstellt wurden, oder nicht?

Ros Breese, Versicherungsdirektorin für Medien, Film und Fernsehen bei Tokio Marine HCC International, sagte, generative KI habe in der Medienversicherungsbranche viele hitzige Diskussionen ausgelöst. Diese Technologie bringt eine Reihe neuer Risiken mit sich, die sich völlig von herkömmlichen Methoden zur Inhaltserstellung unterscheiden.

Die Vorsicht gegenüber KI-Technologie ist nicht nur die Haltung der Medienversicherungsbranche, sondern erstreckt sich auch auf die Medien- und Unterhaltungsbranche, insbesondere angesichts hochkarätiger Rechtsfälle.

Wie etwa die Klage der New York Times gegen den ChatGPT-Besitzer OpenAI wegen der Verwendung archivierter Dokumente in generativen KI-Tools. Die Zeitung machte geltend, dass ihr Urheberrecht beim Trainieren von KI-Modellen verletzt worden sei, und forderte Schadensersatz in Höhe von bis zu Milliarden Dollar.

Diese Klage zeigt den Mangel an rechtlicher Klarheit hinsichtlich des Einsatzes generativer KI bei der Erstellung von Inhalten. Das größte Problem besteht darin, den Besitz des Originalinhalts in KI-generierten Dokumenten wiederherzustellen. Derzeit gibt es zu diesem Thema keinen spezifischen Rechtsrahmen, was dazu führt, dass Medienunternehmen und Filmproduzenten bei der Anwendung dieser neuen Technologie vorsichtig sind.

Mit der zunehmenden Verbreitung generativer KI muss die Versicherungsbranche ihren Ansatz an die damit verbundenen Risiken anpassen.

Um das Risiko zu minimieren, empfiehlt Breese, dass Unternehmen Protokolle entwickeln, um die Herkunft von Inhalten zu verfolgen und eine wechselseitige Verantwortlichkeitsverbindung zwischen Kunden und generativen KI-Tools herzustellen.

„Ich denke, wir werden es wahrscheinlich genauso betrachten wie andere Inhalte und mit Versicherungsunternehmen zusammenarbeiten, um Schadensfälle zu minimieren. Wenn wir wissen, wofür generative KI verwendet wird und wem der ursprüngliche Inhalt gehört, wird dies Sicherheit in der Beziehung zwischen dem Benutzer und dem generativen KI-Tool schaffen“, sagte sie. „Wir sind in diesem Prozess.“

Auch rechtliche Transparenz und öffentlichkeitswirksame Klagen wie die Klage der New York Times spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung zukünftiger Versicherungsstrategien.

Neben den technologischen Herausforderungen verändert sich auch die Medienkonsumlandschaft selbst, stark beeinflusst durch die COVID-19-Pandemie. Derzeit gibt es einen klaren Trend weg von traditionell produzierten Inhalten hin zu kürzeren, besser verdaulichen Formaten wie Podcasts.

„Wir sehen viel mehr Podcast-Inhalte als je zuvor, insbesondere im Genre der wahren Kriminalität“, sagte Breese. Es besteht ein großes Interesse an Dokumentarfilmen, die Archivmaterial verwenden, und nicht an großen Blockbuster-TV-Dramen.“ Der Regisseur fügte hinzu: „Wenn man sich heute die Streaming-Dienste anschaut, gibt es einen riesigen Katalog an Dokumentationen, den wir vor fünf oder zehn Jahren noch nicht gesehen hätten.“ Wir sehen eine deutliche Verschiebung von fiktionalen Fernsehserien hin zu sachlichen Inhalten.“

Dieser Trend erfordert einen anderen Ansatz für das Risikomanagement. Beispielsweise werden Dokumentarfilmemacher mit allen möglichen Rechtsproblemen konfrontiert sein, wenn Personen in ihren Arbeiten vorkommen, auch in Archivmaterial. Laut Frau Breese ist dies an sich schon ein potenzielles Minenfeld.

Die Komplexität des Umgangs mit Archivmaterial und die Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Fair Use und Fair Dealing erschweren den Produktionsprozess zusätzlich. Diese Herausforderungen verdeutlichen den Bedarf an spezialisierten Versicherungslösungen, die auf die komplexe Landschaft der Produktion von Dokumentar- und Sachinhalten zugeschnitten sind.

Breese berät Makler, die mit Kunden aus der Medien- und Filmbranche zusammenarbeiten, um sich entwickelnde Risiken und die individuellen Versicherungs- und Risikomanagementbedürfnisse ihrer Kunden zu überwachen. „Je offener die Beziehung und das Gespräch zwischen allen Parteien in der Versicherungskette ist, desto vorteilhafter ist es“, sagte sie.