Laut Regierungsprognosen dürfte sich Japans Energiebedarf bis 2050 um 35 bis 50 Prozent erhöhen. Grund dafür ist die steigende Nachfrage von Halbleiterfabriken und Rechenzentren, die künstliche Intelligenz (KI) unterstützen.

Der Einfluss von Rechenzentren und anderer digitaler Infrastruktur

Wie Reuters berichtete, veröffentlichte die Regierung am Montag ein Dokument, in dem es heißt, dass die Stromproduktion von geschätzten 1 Billion Kilowattstunden (kWh) im laufenden Jahrzehnt auf fast 1,35 bis 1,5 Billionen kWh im Jahr 2050 gesteigert werden solle, um den Bedarf zu decken, da im Land mehr Rechenzentren, Chipfabriken und andere stromhungrige Infrastrukturen gebaut werden sollen.

Der Übergang zu Remote- oder Hybrid-Arbeit und -Lernen sowie ein durch künstliche Intelligenz vorangetriebenes Wachstum im E-Commerce haben zu einem boomenden weltweiten Rechenzentrumsgeschäft geführt.

Auch die Einführung cloudbasierter Video-Streaming-Dienste und die Bemühungen, Papierunterlagen aus Aktenschränken in Datenbanken umzuwandeln, gelten in Japan als wichtige Entwicklungstreiber.

Prognosen des Fuji Chimera Research Institute zufolge wird die Rechenzentrumsbranche in Japan voraussichtlich jährlich um durchschnittlich 5,5 Prozent wachsen, von 23,5 Milliarden US-Dollar (3,2 Billionen Yen) auf über 29,2 Milliarden US-Dollar (4,0 Billionen Yen) im Jahr 2026.

Angesichts des explosionsartigen Wachstums der Online-Datennutzung ergreift die japanische Regierung rasch Maßnahmen zur Umsetzung ihres Digitalisierungsplans. Sie versucht, erhebliche Investitionen und Gesetzesänderungen zu nutzen, damit die Pläne der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt Auftrieb geben.

Dazu gehören der Bau weiterer Unterwasserkabel über den Archipel und der Ausbau der Glasfaserverbindungen zu 99,9 Prozent der japanischen Haushalte. Dies ist auch von Bedeutung für den 370 Milliarden Dollar (51,0 Billionen Yen) schweren Informations- und Kommunikationstechnologiesektor des Landes, der mit über 10 Prozent des nominalen BIP der drittgrößte der Welt ist.

Um die Nachfrage in Japan zu decken, sind hohe Investitionen erforderlich

In dem Dokument wurde auch darauf hingewiesen, dass erhebliche Investitionen in die Stromerzeugung erforderlich sein werden, da der Anstieg des Strombedarfs der erste seiner Art seit 20 Jahren sein wird.

Die Regierung arbeitet an der Ausarbeitung einer neuen Strategie zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks und zur Industriepolitik für 2040 und will diese bis Ende Mai fertigstellen.

Man befürchte, dass eine zuverlässige Stromversorgung nicht gewährleistet werden könne, wenn Japan die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht erhöhe, erklärte die Regierung.

Japan hat ein Gesetz verabschiedet, das die Erhöhung der Investitionen in Dekarbonisierungsinitiativen zum Ziel hat. Die Investitionen sollen in den nächsten zehn Jahren im privaten und öffentlichen Sektor mehr als 962 Milliarden US-Dollar (150 Billionen Yen) betragen.

Derzeit ist Japan hauptsächlich auf fossile Brennstoffe aus dem Nahen Osten angewiesen und importiert Kohle aus Australien und Amerika. Das Land deckt 60 % seines Energiebedarfs aus Kohle und Öl.

Um den Bedarf zu decken, ist das Land laut dem Dokument auf den Einsatz von Reaktoren der nächsten Generation, die Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken, schwimmende Offshore-Windparks und Solarzellen der nächsten Generation, auch als Perowskit-Solarzellen bekannt, angewiesen.

Derzeit ist Japan der viertgrößte Stromverbraucher der Welt, und das trotz seiner geringen Bevölkerungszahl: 120 Millionen Menschen sind hier ansässig, was lediglich 2,1 % der gesamten Weltbevölkerung entspricht.