Bitcoin nähert sich wieder der 100.000-Dollar-Marke. Anfang letzter Woche erreichte der Preis 99.000 Dollar, nur einen Hauch von der magischen Sechs-Zahl entfernt. Dann tat der Markt, wie vorherzusehen war, das, was er am besten kann: Er korrigierte.
Die Preise fielen auf 95.600 USD und die Aufregung wich vorsichtigem Optimismus. Investoren, Analysten und Tastaturkrieger auf der ganzen Welt fragen sich dasselbe: Wird Bitcoin endlich den Durchbruch schaffen oder wird die 100.000-Dollar-Marke bis zum nächsten Jahr unerreichbar bleiben?
Als Bitcoin das letzte Mal so nahe an sechsstelligen Beträgen war, verpuffte es. Jetzt steht mehr auf dem Spiel. Kürzlich wurden Optionen auf Spot-Bitcoin-ETFs aufgelegt, was die Spekulationen noch verstärkt. Händler mit begrenztem Bargeld können nun die Bewegungen von Bitcoin nutzen, ohne es direkt zu kaufen.
Dies befeuert die Rallye zwar, birgt aber auch Risiken. Wie Mike Novogratz von Galaxy Digital es ausdrückte: „Die Krypto-Community ist bis zum Anschlag verschuldet.“
Märkte reagieren
Während Bitcoin im Rampenlicht stand, blieben die globalen Märkte nicht untätig. Der europäische Stoxx 600 Index stieg um 0,46 %, angetrieben vom Optimismus, trotz eines leichten Rückgangs im Tagesverlauf. Auf der anderen Seite des großen Teichs legten die US-Märkte eine Feiertagspause wegen Thanksgiving ein, sodass die Händler während der dramatischen Preisbewegungen von Bitcoin nicht aktiv waren.
Ein europäisches Highlight war Direct Line Insurance. Die Aktie des Unternehmens stieg um 41,4 %, den höchsten Wert seit Anfang 2023, nachdem es ein Übernahmeangebot von Aviva abgelehnt hatte. Das Unternehmen bezeichnete das Angebot als „erheblich unterbewertet“, und die Anleger schienen dem zuzustimmen.
Morgan Stanley hat seine Einschätzung europäischer Aktien geändert und bezeichnet diese als „einen Markt für Stockpicker“ mit erheblichem Gewinnpotenzial, wenn sich die Händler auf die richtigen Strategien konzentrieren.
Unterdessen stand die Halbleiterwelt in Flammen. Aktien wie ASML und Tokyo Electron stiegen aufgrund von Berichten über ein weniger strenges als erwartetes US-Exportverbot für Huawei-Zulieferer. Die angeblichen Beschränkungen würden weniger Unternehmen auf die schwarze Liste setzen als zunächst befürchtet, was Erleichterungsrallyes bei den globalen Chipherstellern auslöste.
Warum ist das für Bitcoin wichtig? Weil die Kryptowelt für das Mining auf fortschrittliche Chips angewiesen ist. Eine Lockerung der Exportregeln könnte die Halbleiterversorgungskette stabilisieren und so indirekt den Mining-Betrieb unterstützen.
China und Russland sorgen für Unruhe
China hat das Finanzmarktdrama der Woche noch verstärkt, indem es ankündigte, ab diesem Wochenende strengere Exportkontrollen für Wolfram zu verhängen. Wolfram, ein wichtiges Material für militärische und zivile Anwendungen, wird in Zukunft immer schwerer zu beschaffen sein.
Da China 80 Prozent der weltweiten Wolfram-Lieferkette kontrolliert, bemühen sich die Unternehmen, stillgelegte Minen wieder zu öffnen und die Produktion anderswo anzukurbeln.
Russland brachte sein eigenes Chaos mit sich. Der Rubel fiel gegenüber dem Dollar auf 114, den schwächsten Stand seit März 2022, unmittelbar nach der Invasion in der Ukraine. Die russische Zentralbank versuchte, die Wogen zu glätten, indem sie die Devisenkäufe auf den Inlandsmärkten bis zum Jahresende einstellte.
Ihr Ziel? Die Marktvolatilität zu reduzieren. Aber es unterstreicht nur die Fragilität traditioneller Währungen in turbulenten Zeiten, und genau deshalb erregt Bitcoin als Absicherung immer wieder Aufmerksamkeit.
Derzeit wartet das russische Parlament auf die Unterschrift von Präsident Wladimir Putin, um die Anerkennung von Bitcoin als von der Mehrwertsteuer befreites Eigentum offiziell zu genehmigen.
Wird Bitcoin den Code für 100.000 Dollar knacken?
Die 100.000-Dollar-Frage lautet – im wahrsten Sinne des Wortes –, ob Bitcoin die nötige Dynamik hat, um durchzubrechen. Die Analysten sind sich uneinig. Andre Dragosch von Bitwise wies darauf hin, dass Langzeitbesitzer erhebliche Mengen Bitcoin in die Rallye abgestoßen haben, was das Angebot erhöht und Abwärtsdruck erzeugt.
David Morrison von Trade Nation bezeichnete 100.000 Dollar als „hohe Hürde, wenn nicht gar als Barriere“. Er ist nicht allein. Die psychologische Last eines sechsstelligen Bitcoins lässt Händler ihre Schritte überdenken.
Auf der anderen Seite gibt es keinen Mangel an optimistischen Ansichten. Krypto-Analyst Ali Martinez hob 93.580 USD als kritische Unterstützungsmarke hervor. „Wenn Bitcoin darüber bleibt, steuern wir zurück auf 99.000 USD“, sagte er.
PlanB, der Kopf hinter dem Stock-to-Flow-Modell, glaubt, dass historische Muster darauf hindeuten, dass Bitcoin früher als von Skeptikern erwartet die sechsstellige Marke durchbrechen wird. On-Chain-Daten von Willy Woo deuten zudem darauf hin, dass Versorgungsengpässe den perfekten Sturm für eine Aufwärtsdynamik schaffen.
Das institutionelle Interesse ist ein weiterer Joker. Tom Lee von Fundstrat glaubt, dass ein Anstieg der institutionellen Investitionen während der Weihnachtszeit Bitcoin auf über 100.000 Dollar treiben könnte. Unterdessen ist Michael Saylor von MicroStrategy ein absoluter Bitcoin-Maximalist geworden.
Er argumentiert, dass die Grundlagen der Spitzen-Kryptowährung stärker sind als je zuvor, wobei die Akzeptanz in Unternehmen ein wichtiger Treiber ist. Ob man ihn nun mag oder hasst, Saylors Einfluss auf institutionelle Investoren ist schwer zu ignorieren.
Nicht alle sind überzeugt. George Milling-Stanley von State Street tat den Aufschwung von Bitcoin als „Renditespiel“ ab und argumentierte, dass die Händler eher auf schnelle Gewinne aus seien als auf echten Nutzen. Cathy Wood von ARK Invest bleibt eine der optimistischsten Stimmen und prognostiziert einen Bitcoin-Wert von 500.000 US-Dollar bis 2026.
Und dann ist da noch der Trump-Faktor. Wenn der US-Präsident auch nur einen Bruchteil seiner Versprechen einhält, könnte das ausreichen, um Bitcoin auf über 100.000 oder sogar 150.000 Dollar zu katapultieren. Aber vergessen wir nicht: Versprechen sind billig, und Politik ist ein schmutziges, brutales Geschäft. Ob Trump seine Versprechen einhält, bleibt abzuwarten.
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