Der Vorfall, der als Beschlagnahmung von Ersparnissen bekannt wurde, ereignete sich 1990 in Brasilien während der Regierung von Präsident Fernando Collor de Mello. Am 16. März 1990 kündigte Collor ein Paket wirtschaftlicher Maßnahmen an, mit dem Ziel, die Hyperinflation zu bekämpfen, mit der das Land zu dieser Zeit konfrontiert war. Dieses Paket beinhaltete das Einfrieren von Bankkonten, die sogenannte Einziehung von Ersparnissen.
Der Maßnahme zufolge wurden die Giro- und Sparkonten aller Brasilianer vorübergehend gesperrt. Die Regierung hob Beträge von Konten mit mehr als 50.000 neuen Cruzados (der damaligen Währung) ab, und dieses Geld wurde für einen bestimmten Zeitraum „eingefroren“, mit dem Versprechen, es nach einigen Monaten in monatlichen Raten zurückzuzahlen. Die Maßnahme wirkte sich direkt auf das Vertrauen der Bevölkerung in das Bankensystem aus und löste einen großen Aufstand aus, da viele Menschen einen Teil ihrer Ersparnisse verloren.
Das Hauptziel der Beschlagnahmung bestand darin, den Geldumlauf in der Wirtschaft einzuschränken und zu versuchen, die außer Kontrolle geratene Inflation unter Kontrolle zu bringen. Zwar gelang es der Maßnahme, die Inflation vorübergehend zu senken, sie führte jedoch auch zu einer enormen Vertrauenskrise in die Regierung und die Finanzinstitutionen und verstärkte das wirtschaftliche Leid der Bevölkerung.
Diese Episode gilt als einer der umstrittensten Momente in der Wirtschaftsgeschichte Brasiliens und wird auch heute noch im Hinblick auf ihre politischen und sozialen Folgen diskutiert.