Die Aktien von US-Banken erreichen neue Höhen und erreichen ihren höchsten Stand seit dem berüchtigten Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) im Jahr 2023.

JPMorgan Chase und Wells Fargo haben starke Quartalsergebnisse gemeldet, die das Vertrauen der Anleger in die Gesamtwirtschaft gestärkt haben.

JPMorgan, die größte US-Bank, erzielte einen Gewinn von 12,9 Milliarden Dollar und übertraf damit die von Analysten erwarteten 12,1 Milliarden Dollar. Dies ist immer noch ein Rückgang von 2 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2023.

Noch wichtiger ist jedoch, dass die Bank 3,1 Milliarden Dollar zur Deckung möglicher Kreditverluste zurückgestellt hat. Das ist ein dramatischer Anstieg im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres.

Das heißt, man bereitet sich auf die Möglichkeit steigender Zahlungsausfälle vor, da einige Kreditnehmer mit der Bedienung ihrer Schulden überfordert sind.

Konsumausgaben bleiben stark

Trotz der sprunghaft gestiegenen Rückstellungen für Kreditverluste bleiben die Verbraucherausgaben im dritten Quartal stark, sagen JPMorgan und Wells Fargo.

Beide Banken haben darauf hingewiesen, dass die amerikanischen Verbraucher trotz der Inflation, die den Druck auf Haushalte mit niedrigem Einkommen ausübt, noch immer Geld ausgeben.

Jeremy Barnum, Finanzvorstand von JPMorgan, sagte: „Die Ausgabenmuster bleiben solide.“ Seine Kommentare, zusammen mit denen von Michael Santomassimo, Finanzvorstand von Wells Fargo, deuten darauf hin, dass die Wirtschaft insgesamt in guter Verfassung ist.

Die Zahlen belegen diese Annahme. Wells Fargo meldete einen Anstieg der Debitkartenkäufe um fast 2 % im Vergleich zum Vorjahr, während die Kreditkartenverkäufe um 10 % stiegen.

Ähnlich verhält es sich bei JPMorgan, wo die Umsätze mit Debit- und Kreditkarten um 6 % stiegen. Diese Daten lassen die Anleger trotz der anhaltenden Inflationsängste und der Zinserhöhungen der US-Notenbank etwas aufatmen.

Die Aktien von JPMorgan stiegen um fast 5 %, und die Aktien von Wells Fargo schnellten nach der Veröffentlichung der Gewinnzahlen um mehr als 6 % in die Höhe.

Bedenken hinsichtlich einer möglichen Rezession bestehen schon seit einiger Zeit. Höhere Zinssätze, die die Inflation eindämmen sollen, haben zu Ängsten vor einer Rezession oder einer „harten Landung“ geführt.

Barnums Analyse deutet jedoch darauf hin, dass die Verbraucher finanziell weiterhin stabil sind und von einem starken Arbeitsmarkt gestützt werden. Derzeit scheint das sogenannte „No-Landing“-Szenario wahrscheinlicher.

Der Zusammenbruch der SVB

Der Zusammenbruch der SVB war die größte Bankenpleite seit der Finanzkrise von 2008. Die Bank hatte während des Technologiebooms aggressiv expandiert, brach dann aber zusammen, als die Zinsen in die Höhe schossen, was zu massiven Verlusten in ihrem Anleiheportfolio führte.

Als Kunden in Panik Milliardenbeträge abzogen, brach die SVB zusammen und die Regulierer mussten sich verzweifelt um die Stabilisierung des gesamten Sektors bemühen.

Nach der Pleite wurde die SVB von der First Citizens Bank aufgekauft, die Einlagen im Wert von 56 Milliarden Dollar und Kredite im Wert von 72 Milliarden Dollar zu einem günstigen Preis übernahm.

Die FDIC schätzt, dass der Zusammenbruch ihren Versicherungsfonds rund 20 Milliarden Dollar kostete. Sie reagierte rasch mit der Einführung des Bank Term Funding Program, das es den Banken ermöglichte, Wertpapiere zu ihrem ursprünglichen Wert zu beleihen und so weitere Liquiditätsprobleme zu verhindern.

Es wurden Ermittlungen gegen das Management der SVB eingeleitet. Viele machten die aggressive Risikobereitschaft der Bank für den Niedergang der Bank verantwortlich.

Michael Barr, stellvertretender Vorsitzender der Aufsicht der US-Notenbank, bezeichnete dies als „einen Musterfall von Misswirtschaft“.

Im Oktober sind die Auswirkungen des SVB-Zusammenbruchs noch immer spürbar. Im Kongress finden derzeit Anhörungen statt, in denen strengere Vorschriften für Banken mit weniger als 250 Milliarden Dollar an Vermögenswerten gefordert werden.

Dies ist eine wichtige Diskussion, da kleinere Regionalbanken weiterhin die Auswirkungen des SVB-Zusammenbruchs spüren. Steigende Einlagenkosten und riskante gewerbliche Immobilienkredite sind für viele dieser Kreditgeber die größten Sorgen.

Regionalbanken haben immer noch Probleme

Regionale Banken, die von der Krise am härtesten getroffen wurden, stehen noch immer vor Herausforderungen. Sie kämpfen mit höheren Kosten für die Gewinnung und Verwaltung von Einlagen sowie mit einem enormen Engagement bei gewerblichen Immobilienkrediten.

Angesichts steigender Büroleerstände und sinkender Immobilienwerte werden diese Kredite für viele Banken immer riskanter. Um diesen Bedenken Rechnung zu tragen, hat die Fed im Rahmen umfassender Reformen die Kapitalanforderungen für Banken verschärft.

Während die Großen wie JPMorgan und Wells Fargo auf festem Boden zu stehen scheinen, versuchen kleinere Banken immer noch, die anhaltenden Folgen zu bewältigen.

Unterdessen versucht die SVB selbst, sich neu aufzustellen. Die Bank hat strengere Risikomanagementpraktiken eingeführt und die Einlagenanforderungen für Technologie-Startups gesenkt.

Trotz allem sind rund 81% der SVB-Kunden treu geblieben, was ein Zeichen für ein wahnsinnig großes Vertrauen ist.