Die Wertpapieraufsichtsbehörde warnte kürzlich vor Betrügereien im Zusammenhang mit „Krypto-Wertpapieren“ und löste damit eine Debatte über den Rechtsstatus des Begriffs aus. Zuvor hatte Ripples Chief Legal Officer Stuart Alderoty argumentiert, dass dem Begriff eine rechtliche Definition fehle, als die SEC ihn in einer FTX-bezogenen Anmeldung verwendete.
Bei den Durchsetzungsmaßnahmen der SEC gegenüber Börsen und Kryptounternehmen bleibt möglicherweise die Frage unbeantwortet, was nach US-Recht tatsächlich als „Krypto-Asset-Security“ gilt.
Die SEC hat „Krypto-Asset-Wertpapiere“ nicht definiert
Die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) warnte in einem Beitrag auf X vor Betrug bei Krypto-Investitionen. Auffällig war dabei die Verwendung des Begriffs „Krypto-Wertpapiere“ durch die Behörde. Die SEC verlinkte den Beitrag mit einem Investoren-Blog vom Mai 2024, in dem 5 Möglichkeiten aufgelistet sind, wie Betrüger Anleger mithilfe von „Krypto-Wertpapieren“ betrügen können. Der Beitrag verweist auch mehrmals auf Investitionen im Zusammenhang mit Krypto-Wertpapieren.
Anleger versuchen herauszufinden, was ein Krypto-Asset-Wertpapier ist https://t.co/lDPAkEx9bt pic.twitter.com/2xm7yLd6r0
– Eleanor Terrett (@EleanorTerrett), 12. September 2024
Zuvor hatte Stuart Alderoty, Chief Legal Officer bei Ripple, die Wertpapieraufsichtsbehörde dafür kritisiert, den Begriff ohne rechtliche Grundlage zu verwenden. Er verwies im FTX-Insolvenzdokument auf den SEC-Antrag und erklärte: „Es handelt sich um einen erfundenen Begriff ohne rechtliche Grundlage.“
Alderoty argumentierte auch, dass die SEC versuche, Richter durch die Verwendung des Begriffs zu täuschen, wie es im Dokument heißt: „Das Portfolio der Schuldner umfasst Krypto-Wertpapiere, die die Schuldner gemäß dem Plan monetarisieren und/oder verteilen möchten.“ Die Antwort könnte darauf hindeuten, dass einige der von FTX gehaltenen Vermögenswerte von der SEC möglicherweise als Wertpapiere betrachtet werden. Die Wertpapieraufsichtsbehörde hat sich jedoch mit der Stellungnahme zur Rechtmäßigkeit der Vermögenswerte gemäß den Bundeswertpapiergesetzen zurückgehalten.
Der Begriff hat keine rechtliche Grundlage
Auf der Website der SEC werden lediglich Krypto-Assets definiert. Auch die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) erwähnt nicht, was ein Krypto-Asset-Wertpapier ausmacht. Was für die SEC ein Wertpapier darstellt, ist Gegenstand einer juristischen Debatte.
Im Rahmen mehrerer Durchsetzungsmaßnahmen hat die Wertpapieraufsichtsbehörde Börsen wegen der Auflistung von Token, die als Wertpapiere betrachtet werden könnten, zur Rechenschaft gezogen oder Plattformen wegen des nicht registrierten Verkaufs von Wertpapieren verklagt. Dabei stützte sich die SEC auf den Howey-Test aus einem Gerichtsverfahren von 1946, um zu bestimmen, welche Anlageverträge dem Wertpapiergesetz unterliegen.
Kommentatoren haben die Anwendung während des vielbeachteten Ripple-Prozesses jedoch als etwas uneinheitlich bezeichnet. Letzten Monat wurde das Gerichtsurteil gegen die SEC verhandelt, da Ripple Labs mit einer Zivilstrafe von 125 Millionen Dollar konfrontiert war, einem Bruchteil der geforderten 2 Milliarden Dollar. In ihrem jüngsten Rechtsstreit mit eToro hat die SEC darauf hingewiesen, dass Bitcoin, Bitcoin Cash und Ethereum keine Wertpapiere sind. Aber es bleibt immer noch viel Spielraum für die Interpretation dessen, was als „Krypto-Asset-Wertpapier“ angesehen werden kann.