Goldman Sachs hat gerade seinen Ausblick für die US-Wirtschaft angepasst und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im nächsten Jahr von 25 % auf 20 % gesenkt. Grund dafür sind solide Einzelhandelsumsätze und niedriger als erwartete Arbeitslosenzahlen.

Es sind zwar nicht nur eitel Sonnenschein, aber sie reichen aus, um die Ökonomen bei Goldman unter der Leitung von Jan Hatzius dazu zu bewegen, ihre Chancen zu überdenken.

Wenn der Beschäftigungsbericht für August, der am 6. September veröffentlicht wird, nicht enttäuscht, könnte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession noch weiter gesenkt werden, möglicherweise auf 15 Prozent. Auf diesem Niveau lag der Wert, bevor er Anfang des Monats nach oben korrigiert wurde.

US-Konjunkturindikatoren halten den Markt in Atem

Die jüngsten Wirtschaftsdaten haben an der Wall Street für Aufregung gesorgt. Die Aktienmärkte erlebten ihre beste Woche des Jahres, angetrieben von Anlegern, die nach der jüngsten Verkaufswelle auf der Suche nach Schnäppchen waren.

Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten im Juli einen kräftigen Anstieg, den größten seit Anfang 2023, was darauf hindeutet, dass die Verbraucher trotz höherer Preise und Kreditkosten immer noch Geld ausgeben.

Das ist ein gutes Zeichen für die Wirtschaft, wenn man bedenkt, dass die Verbraucherausgaben einen großen Anteil an der US-Wirtschaftsaktivität haben.

Darüber hinaus haben letzte Woche so wenige Menschen Arbeitslosenunterstützung beantragt wie seit Anfang Juli nicht mehr. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich der Arbeitsmarkt stabil hält, auch wenn das Beschäftigungswachstum etwas nachgelassen hat.

Allerdings ist anzumerken, dass der Arbeitsmarkt noch immer einige Schwachstellen aufweist. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im Juli um 187.000, was unter den Erwartungen der Experten liegt.

Der nächste Schritt der Fed im Fadenkreuz

Die Ökonomen von Goldman äußern sich auch zu den nächsten Schritten der Federal Reserve. Sie sind zunehmend zuversichtlich, dass die Fed bei ihrer Septembersitzung den Leitzins um 25 Basispunkte senken wird.

Aber wie alles andere wird es von den Daten abhängen. Wenn der Beschäftigungsbericht für August schwächere Zahlen als erwartet enthält, besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Fed stattdessen eine Senkung um 50 Basispunkte vornimmt.

Die Fed befindet sich in einer schwierigen Lage und versucht, die Inflation zu dämpfen, ohne die Wirtschaft in den Abgrund zu treiben. Seit März 2022 hat sie die Zinsen um 425 Basispunkte angehoben, sodass der Leitzins nun im Bereich von 5,25 % bis 5,50 % liegt.

Diese höheren Zinssätze sind die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Inflation, die zwar nachlässt, aber immer noch über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed liegt.

Der Verbraucherpreisindex (CPI) lag im Juli bei 3,2 %, während das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditures), im Juni bei 2,8 % lag.

Die aggressiven Zinserhöhungen der Fed haben eine alte Angst wieder aufleben lassen: die inverse Zinskurve. Wenn die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen, wird das oft als Warnsignal für eine bevorstehende Rezession gesehen.

Seit Mai 2022 ist die Zinskurve invers, und am 18. August betrug die Spanne zwischen den Renditen 10- und 2-jähriger Staatsanleihen -0,25 Prozentpunkte. Historisch gesehen war diese Art der Inversion ein ziemlich zuverlässiger Indikator für eine Rezession.

Obwohl Goldman Sachs die Rezessionswahrscheinlichkeit gesenkt hat, sind andere Modelle nicht so optimistisch. Einige gehen immer noch von einer 50- bis 60-prozentigen Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA im nächsten Jahr aus.

Das Modell der Federal Reserve Bank of New York beispielsweise kam im Juli auf eine Wahrscheinlichkeit von 57,7 %. Es basiert auf einem Mix aus Wirtschaftsindikatoren, darunter auch der Zinsstrukturkurve.

Und dann ist da noch die Ansicht des Ökonomen David Rosenberg, die noch düsterer ist. Er spricht von einer 85-prozentigen Wahrscheinlichkeit einer Rezession im Jahr 2024 und verweist auf Faktoren wie Finanzlageindizes, Schuldendienstquoten und ausländische Laufzeitspreads.

Rosenberg ist der Ansicht, dass die Kombination dieser Faktoren die Grundlage für eine deutliche Abschwächung darstellt.