Die Bank of Japan (BoJ) hat ein klares Nein gesagt: vorerst keine weiteren Zinserhöhungen und keine Zinssenkungen.

Vizegouverneur Shinichi Uchida sagte uns, dass die Zentralbank die Leitzinsen nicht erhöhen werde, solange die Finanz- und Kapitalmärkte in Aufruhr sind. Seiner Meinung nach ist es wichtig, die Dinge für eine Weile so zu belassen, wie sie sind.

Geldpolitische Lockerung bleibt auf Kurs

Während es in den USA und Europa nur um Zinserhöhungen geht, werde Japan laut Uchida nicht dem gleichen stetigen Zinsanstieg folgen.

Die BoJ verfolgte in ihrer Geldpolitik schon immer eine eher vorsichtige Linie und ist derzeit der Ansicht, dass die Beibehaltung der aktuellen geldpolitischen Lockerung der richtige Weg sei.

Angesichts der Instabilität der Finanz- und Kapitalmärkte könnten Zinserhöhungen mehr Schaden als Nutzen bringen. Uchida sagte:

„Sollte der Markt instabil bleiben, wird es notwendig sein, die geldpolitische Lockerung vorerst auf dem aktuellen Niveau beizubehalten.“

Die Angst vor einer Verlangsamung der US-Wirtschaft hat zu einem rapiden Verfall des Dollars und einem Rückgang der Aktienkurse weltweit geführt.

Uchida wies darauf hin, dass der Wechselkurs Yen/Dollar aufgrund der Auflösung großer Yen-Short-Positionen äußerst volatil gewesen sei.

Ein weiterer Schwerpunkt sind die Aktienkurse. Veränderungen der Aktienkurse wirken sich auf Unternehmensinvestitionen und Verbraucherausgaben durch das aus, was Uchida den „Vermögenseffekt“ nennt. Er sagte:

„Wir werden diese Bewegungen mit großer Spannung beobachten und entsprechend reagieren.“

Japans Wirtschaftsaussichten

Trotz der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen sieht Uchida die japanische Wirtschaft relativ positiv. Er glaubt an eine „hohe Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung“ der US-Wirtschaft, was für Japan von entscheidender Bedeutung ist, da die beiden Volkswirtschaften eng miteinander verbunden sind.

Er führte den Anstieg der japanischen Aktienkurse auch auf die „verstärkte Rentabilität der Unternehmen“ zurück. Uchida ist optimistisch, was die allmähliche wirtschaftliche Erholung Japans angeht, und prognostiziert, dass das Wachstum auch weiterhin die potenziellen Wachstumsraten übertreffen wird.

Dieser Optimismus wird durch starke Unternehmensgewinne und solide wirtschaftliche Fundamentaldaten angetrieben. Solange sich Wirtschaft und Preise den Prognosen entsprechend entwickeln, ist eine Anpassung des Ausmaßes der geldpolitischen Lockerung angemessen.

Die BoJ hält zwar an ihrer aktuellen Politik fest, ist aber auch bereit, bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Darüber hinaus plant die BoJ, ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Bis Anfang 2026 sollen es etwa 3 Billionen Yen pro Monat sein.

Über die nächsten Schritte der BoJ sind sich die Analysten uneinig. Einige glauben, dass es noch vor Jahresende zu weiteren Zinserhöhungen kommen könnte. Fitch Solutions beispielsweise rechnet mit einer weiteren Zinserhöhung aufgrund der steigenden zugrunde liegenden Inflation.

Andere, wie Oxford Economics, prognostizieren einen vorsichtigeren Ansatz. Sie erwarten, dass die BoJ ihren Leitzins langsam anhebt und bis 2028 möglicherweise ein Niveau von 1% erreicht.

Sie fügten jedoch auch hinzu, dass der Spielraum für weitere Erhöhungen durch Risiken für die Preisaussichten sowie die Nachhaltigkeit von Lohnerhöhungen und Preissetzungsmacht begrenzt sei.